Pilze, Flechten & Moose

Pilze, Flechten, Bärlappe, Farne und Moose

Kryptogamen
Pilze, Flechten und Moose, aber auch Algen, Farne und Bärlappe bilden die geheimnisvolle Welt der Kryptogamen. Übersetzt heißt das: "Pflanzen, die im Verborgenen heiraten". Sie alle sind blütenlos und vermehren sich ausschließlich durch Sporen. Man trifft sich überall an, auch im Naturpark Diemelsee. Hier besiedeln sie in erstaunlicher Vielfalt spezielle Lebensräume.

Die Pilze zählen weder zu den Pflanzen noch zu den Tieren, sondern bilden eine eigenständige Gattung. Flechten kann man als Doppelwesen aus Pilzen und Algen bezeichnen, während Moose, Bärlappe und Farne zu den Pflanzen gehören.

Bärlappe

Lycopodium
Bärlappe wachsen auf sauren nährstoffarmen Böden wie sie in den Buchenwäldern und Hochheiden des Waldecker Uplands vorkommen. Sie bevorzugen kühlfeuchte, schattige Stellen und sind im Upland nahezu bis in die höchsten Lagen zu finden.

Die immergrüne mehrjährige Pflanze des Sprossenden Bärlapps ist mit den Farnen verwandt. Der Bärlapp bildet kriechende, bis zu einem Meter lange Sprosse mit moosartigen Blättchen, aus denen kleine gegabelte Ästchen mit "Kolben" aufsteigen, aus denen sich ab August die gelblichen Sporen verbreiten. Mittlerweile gilt die Pflanze in ihrem Bestand als gefährdet und zählt zu den geschützten Arten.

Bärlappe galten einst als Zauber- oder Hexenpflanzen mit Heilkraft und werden auch heute noch als Mittel bei Wunden, Krämpfen, Gicht und Rheuma angewendet. Durch Zerstäubung der Sporen, dem "Hexenmehl", über einer Flamme entsteht zudem ein schöner Feuereffekt, den bereits die Magier der Jungsteinzeit genutzt haben sollen.

Gelappter Schildfarn

Polystichum aculeatum
Farne und Moose gehören zu den ältesten Pflanzen und bildeten vor 400 Millionen Jahren mit ihren enormen Wuchshöhen riesige Urwälder auf der Erde, die Grundlage für die heutigen Steinkohle-Vorkommen.

Farne gehören zu den Gefäßsporenpflanzen und sind weit verbreitet. Ihr Lebensraum sind schattige, feuchte Laub- und Schluchtwälder sowie Bachläufe. Im Naturschutzgebiet Grebensteine finden wir den im Naturpark seltenen Gelappten Schildfarn, einer winterharten, immergrünen Pflanze, deren Wedel 30 bis 90 cm lang werden.

Rentierflechten

Cladonia rangiferina
Flechten gehören nicht eindeutig zur Gattung der Pflanzen, sondern stellen eine Symbiose aus Pilz und Alge dar, die es ihnen erst möglich macht, zu existieren.
Der Pilz bildet dabei den Vegetationskörper, stützt die Alge und sorgt für die Vermehrung. Da die Alge keine Wurzeln besitzt, nimmt sie Mineralien und Wasser über den Pilz auf. Die Alge wiederum produziert durch Photosynthese organische Nährstoffe wie Zucker, die den Pilz versorgen. Flechten sind dadurch in der Lage, in karge Lebensräume und zum Teil extreme Klimazonen vorzudringen.

Sie sind allerdings sehr empfindlich gegenüber negativen Umwelteinflüssen und daher heutzutage aufgrund erhöhter Luftverschmutzung mit Schwefeldioxid selten geworden. Man kann durch das Vorkommen oder Fehlen von Flechten Rückschlüsse auf die Luftqualität ziehen. In den Hochheiden und an sehr lichten Waldhängen finden wir wertvolle Rentierflechten vor.

Moose

Vor rund 400 Millionen Jahren entwickelten sich die Moose, die neben den Farnen zu den ältesten Pflanzen der Erde gehören.

Sie breiten sich am Boden als dichte Kissen oder Rasen aus, besitzen allerdings keine Wurzeln. Nährstoffe und Wasser nehmen sie über den Niederschlag auf und sind in der Lage, auch längere Trockenzeiten zu überstehen, um dann innerhalb kürzester Zeit große Mengen an Wasser zu speichern.
Moose betreiben eine effektive Photosynthese, die es ihnen ermöglicht, schon mit spärlichen Licht- und Nährstoffmengen sowie niedrigen Temperaturen auszukommen. Man findet sie daher oft an extremen Standorten; sie siedeln vor allem in feuchten Gebieten, an Bachläufen,  aber auch auf kargen Felsen, in Nischen und auf dunklen Waldböden. Zusammen mit anderen Pflanzen bilden sie eine krautige Bodenschicht, die vielen Insekten, Kleintieren und Reptilien als Lebensraum dient.

Wie auch die Flechten sind Moose Bioindikatoren, die empfindlich auf Umwelteinflüsse reagieren und so die Schadstoffbelastung der Luft anzeigen.

Steinpilz

Boletus
Der Steinpilz ist ein edler, sehr schmackhafter Speisepilz, der zur Gattung der Dickröhrlinge gehört. Von Juli bis Oktober findet man ihn unter Fichten, Kiefern, aber auch im Laubwald unter Buchen und Birken auf nicht zu nassem Untergrund. Er zählt hierzulande zu den geschützten Arten und darf nur zum Eigenbedarf gesammelt werden.

Sein Fleisch ist fester als das anderer Pilze, woraus sich eine Erklärung des Namens ableiten lässt. Der Hut ist von hell- bis dunkelbrauner Farbe und wird bis zu 25 cm breit. An der Unterseite befinden sich die Röhren, die bei jungen Pilzen sehr hell und später von gelb- bis olivgrüner Farbe sind. Der bis zu 20 cm hohe helle Stiel ist bauchig bis walzenförmig und weist eine feine Netzstruktur auf.

Verwechseln kann man den Steinpilz mit dem bitteren Gallenröhrling, der ungenießbar ist.

Birkenpilz

Leccinum scabrum
Der Birkenpilz gehört zu den Raufußröhrlingen und kommt, wie der Name schon sagt, unter Birken vor. Dabei ist der Pilz ein Mykorrhizapartner des Baums, der sich an dessen Wurzeln ansiedelt und diesen mit Nährstoffen und Wasser versorgt. Die Pilze wiederum erhalten einen Teil der durch die Photosynthese der Birke gewonnenen Substanzen für ihren Stoffwechsel.

Der Birkenpilz wächst von Juni bis Oktober und ist ein schmackhafter Speisepilz. Er besitzt einen bis zu 15 cm breiten bräunlichen Hut, zunächst weiße, später graue Röhren, die sich bei Druck bräunlich verfärben. Der Hut sitzt auf einem bis zu 15 cm langen hellen Stiel, der schwarz geschuppt ist. Im Alter ist der Stiel holzig und brüchig. Junge Birkenpilze haben festes weißes Fleisch, das später, besonders bei Regen, schwammig und gräulich wird. Beim Kochen wird es leicht schleimig und dunkel bis schwarz, in rohem Zustand verändert es seine Farbe nicht.

Verwechseln kann man den Birkenpilz an sich nur mit anderen essbaren Röhrlingen wie den Rotkappen.

Rotkappen

Leccinum
Rotkappe ist der Oberbegriff für verschiedene Rotkappenarten, die jeweils in Verbindung mit den entsprechenden Bäumen vorkommen, wie die Birken-, Eichen- oder Fichtenrotkappen. Sie gehören zu den Raufußröhrlingen. In den Heidelandschaften des Uplands finden wir häufig die Birkenrotkappe, welche auf den sauren Böden inmitten der Besenheide prächtig gedeiht.

Die Rotkappe wird rund 20 cm hoch, der Hut bis zu 20 cm breit. Er weist eine gelborange bis ziegelrote Farbe auf. Die Röhren sind von weiß-gelblich bis weiß-grauer Farbe. Der weiße Stiel ist mit dunklen oder schwarzen Schüppchen besetzt. An Druck- und Schnittstellen läuft der Pilz grauviolett oder blaugrün an, beim Kochen wird das Fleisch schwarz. Dennoch zählt die Rotkappe zu den besonders schmackhaften Speisepilzen, ist in rohem Zustand allerdings giftig.
In Deutschland ist die Rotkappe geschützt und darf nur in kleinen Mengen für den persönlichen Verzehr gesammelt werden.

Fliegenpilz

Amanita muscaria
Er gilt als Glückssymbol und ist schön anzusehen, der Fliegenpilz. Zur Gattung der Wulstlinge, also der Knollenblätterpilze gehörend, ist er giftig und sollte daher nicht verzehrt werden. Das Gift befindet sich hauptsächlich unter der Hutkappe, tritt aber mit zunehmendem Alter des Pilzes auch in dessen Fleisch ein.

Der leuchtend rote Hut kann bis zu 30 cm breit werden, auf diesem befinden sich zahlreiche kleine Flocken, die Reste der Hülle sind und dem Fliegenpilz sein charakteristisches Aussehen verleihen. An der Unterseite befinden sich weiße bis blassgelbe Blätter. Der weiße Stiel wird bis zu 20 cm hoch, er besitzt eine Manschette und am Boden eine Knolle.
Fliegenpilze wachsen von Juli bis Oktober in Laub- und Nadelwäldern; man findet sie oft unter Birken und Fichten.

Die Herkunft des Namens ist nicht bewiesen. Es heißt, man habe früher Stücke des Fliegenpilzes in gezuckerte Milch gelegt, um diese anzulocken und zu töten.

Pfifferling

Cantharellus cibarius
Der Pfifferling ist ein beliebter Speisepilz und bereichert von Sommer bis Herbst unser Speisenangebot. Pfifferlinge wachsen von Juni bis November in Laub- und Nadelwäldern. Man findet sie hauptsächlich im Moos unter Fichten und Kiefern auf nährstoffarmen Böden.
Hierzulande gehen die Bestände allerdings zurück, so dass er geschützt ist und nur für den Eigenbedarf in geringen Mengen gesammelt werden darf. Die im Handel angebotenen Pfifferlinge stammen hauptsächlich aus Osteuropa.

Der Hut ist ungefähr 3 bis 5 cm breit, mitunter sogar 10 cm. Bei jungen Pilzen ist er gewölbt und wird später trichterförmig. Das Farbspektrum reicht von blassgelb über goldgelb bis hin zu dottergelb. An der Unterseite befinden sich faltenartige Lamellen die in den Stiel übergehen. Der Pfifferling besitzt festes Fleisch, das aromatisch riecht und schmeckt.

Verwechseln kann man den Pfifferling mit dem deutlich weniger aromatischen Falschen Pfifferling, der eine orange Farbe und weicheres Fleisch aufweist. Auch der in milden Gefilden vorkommende Ölbaumpilz, der giftig ist und im Dunkeln leuchtet, sieht dem Pfifferling ähnlich.

Wiesenchampion

Agaricus campestris
Der Wiesenchampignon ist ein aromatischer Speisepilz, der auf mäßig gedüngten Wiesen und Weiden gedeiht. Er wächst von Juni bis Oktober und kommt manchmal in sogenannten Hexenringen vor, indem er sich kreisförmig ausbreitet.

Der 5 bis 10 cm breite Hut ist weiß und zeigt manchmal flach anliegende Schuppen. Junge Pilze habe eine kugelige Form, bei älteren Exemplaren ist der Hut flach und in der Mitte vertieft. Die Blätter auf der Unterseite sind rosa bis dunkelbraun, der schlanke Stiel ist weiß und brüchig.

Tödliche Verwechslungsgefahr besteht mit dem Knollenblätterpilz, der überwiegend in Wäldern vorkommt und weiße Lamellen auf der Hutunterseite aufweist. Die Lamellen des Wiesenchampignons dagegen sind niemals weiß.